Pressespiegel





Am 13.01.2001 schrieb die Rhein-Zeitung in der Regional-Ausgabe Ahrweiler:



Die kleine Brohltalbahn ist wieder kräftig am Zug

100 Jahre Schmalspur- Eisenbahn und Anschluss an die weite Welt - Am 14. Januar 1901 reisten die ersten Fahrgäste von Brohl nach Engeln - Krisen stärkten das Unternehmen



Am 14. Januar 1901 verkehrte der erste Zug der Brohltalbahn von Brohl nach Engeln. Trotz schmaler Spurweite von einem Meter und der "atemberaubenden" Geschwindigkeit von 20 Kilometern in der Stunde hat diese Kleinbahn viele der zweigleisigen Hauptbahnen in der Eifel überlebt.

• Von Joachim Jakubowski

BROHLTAL. Bezeichnend für den nun 100- jährigen Werdegang der Brohltalbahn ist ein Bericht der Kölnischen Volkszeitung vom 1. April 1901: "Mitten im Winter ist still und bescheiden eine Eisenbahn im Rheinlande eröffnet worden, die als touristischer Faktor in den Reisebüchern sich bald eine verhältnismäßig ausführliche Beschreibung erzwingen wird. Es ist die Brohltalbahn, das so manches Jahr erwartete, ersehnte Schmerzenskind, dessen voller Entwicklung auch heute noch Schwierigkeiten entgegenstehen, aber hoffnungsvoll nicht mehr lange." Die ersten Pläne zum Bau der ersehnten Eisenbahn im Brohltal gehen auf das Jahr 1878 zurück. Der Petition eines Burgbrohler Komitees folgten Eingaben der Industriellen um Joseph Zervas und Planungen der Königlichen Eisenbahndirektion Köln.

Als die Trassenführung von Brohl über Weibern nach Mayen sogar strategische Interessen tangierte, kam 1893 aus Berlin ein Veto. "Sind wir denn nur noch gut, um Steuern zu bezahlen?", ereiferte sich die örtliche Presse.

Der Rückschlag einte aber ab 1894 die Interessenten. Der Bau einer Normalspurbahn wurde zugunsten einer Schmalspurbahn zurückgestellt. Am 19. August 1896 erhielt die Westdeutsche Eisenbahn- Gesellschaft (WEG) die Konzession zum Bahnbau. Am 14. Januar 1901 traf der erste Zug in Engeln ein. Die Verlängerung bis Weibern Güterbahnhof erfolgte am 1. Mai 1901, und am 7. Januar 1902 begrüßten die Bürger am Endpunkt Kempenich den Anschluss an die weite Welt.

Fünf Jahre später nahm die Trauer den Platz der Freude ein. Bewegte sich der Verkehr in stetem Aufwärtstrend, so sollte es am 31. Oktober 1907 mit der Brohltalbahn rasant abwärts gehen. Ein von Kempenich kommender Güterzug, der auch Menschen beförderte, nahm in Brenk noch weitere Wagen auf, und auf der anschließenden Steilstrecken- Passage versagten die Bremsen des Zuges. Kurz hinter der Talbrücke Oberzissen stürzten jene Wagen, die hinter Lokomotive und Packwagen eingereiht waren, die Böschung hinab. Fünf Menschen starben, sechs Fahrgäste wurden schwer, sechs weitere leicht verletzt.

Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs hinterließen auch bei der Brohltalbahn Spuren. Eine Stillegung wurde durch das Engagement der Kreise Adenau, Ahrweiler und Mayen sowie dem Mitwirken der Industriellen vermieden. 1921 kam es zur Gründung der "Brohltal- Eisenbahn Aktiengesellschaft". Durch die Beschaffung des Triebwagen 50 im Jahre 1925 wurde der Personenverkehr beschleunigt, und der Einsatz schwerer Dampflokomotiven machte ab 1934 den Zahnstangenbetrieb auf der Steilstrecke Oberzissen- Engeln überflüssig.

Geringe Blessuren

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Brohltalbahn mit geringen Blessuren. Am 26. März 1953 wurde die BEG in eine GmbH umgewandelt. Durch die beginnende Bims- Ära vermied die BEG das Schicksal anderer Kleinbahnen und überlebte nur dank der starken Transportleistungen auf der Brohler Hafenbahn. Den dort erreichten 1 100 000 Tonnen standen auf der Stammstrecke nach Kempenich nur 200 000 Tonnen gegenüber (1961). Erste Rationalisierungen setzten ein. Am 1. Oktober 1961 wurde der Personenverkehr auf Busbetrieb umgestellt, und nach der Umsiedlung des Großkunden Brohltal AG (Burgbrohl) nach Urmitz stand die zweite Krise ins Haus. Mit vollem Einsatz der Mitarbeiter und des neuen Direktors Annen wurde die BEG dann doch in ruhigere Bahnen gelenkt.

Am 16. November 1965 ersetzten neue Diesellokomotiven die Dampftraktion. Doch das Ende der Brohltalbahn zeichnete sich 1987 ab, als der einzige Bahnkunde, der Phonolithbruch in Brenk, die ohnehin schon geringere Tonnage weiter zurückfahren wollte.

Im Schicksalsjahr 1987 kam Kai Wehrmeister als neuer Geschäftsführer nach Brohl. Manche hatten ihm das Amt des Totengräbers zugedacht. Doch es kam anders. Viele Eisenbahnfreunde der Region wollten nicht tatenlos zusehen und stellten sich beherzt an der Seite der kleinen Bahn. So kam es am 2. September 1987 in Burgbrohl zur Gründung der Interessengemeinschaft Brohltal- Schmalspureisenbahn (IBS).

Ein entscheidender Baustein zum Bestand der Bahn wurde bereits am 25. März 1977 gelegt. Die BEG ließ einen kleinen Zug mit einem großen Namen auf die Eifelhöhen verkehren, den Vulkan- Express. Lagen die Beförderungszahlen in der Anfangszeit bei zirka 7000 Reisenden, so wurde nach dem Einstieg der IBS im Jahre 1987 eine Steigerung auf fast 80 000 Fahrgäste im Jahr 2000 erreicht.

Sah am 16. Oktober 1987 der Ahrweiler Landrat in der IBS "einen Kometen, der sich bald verflüchtigt, wenn die finanziellen Realitäten auftreten", so traf genau das Gegenteil ein. Die IBS gründete 1992 eine eigene Betriebsgesellschaft. Als eine der ersten Eisenbahnen wurde die Brohltalbahn privatisiert. Die Verbandsgemeinde Brohltal ist der Infrastrukturbesitzer, die Betriebsgesellschaft der Betreiber des Zugverkehrs, der Hafen wurde verkauft und der Busbetrieb in die Ahrweiler Verkehrsgesellschaft übergeleitet. Diese Zusammenarbeit funktioniert und wird vom Land gefördert. Daraufhin konnte im Jahr 1999 der seit 1995 eingestellte Phonolithverkehr mit moderner Fahrzeugtechnik wieder aufgenommen werden.

Die IBS erhielt für ihren unermüdlichen Einsatz die Ehrenplakette des Kreises und den Tourismuspreis "Rheinland Award 2000".



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