Pressespiegel





Am 18.05.2001 schrieb die Rhein-Zeitung in der Regional-Ausgabe Ahrweiler:



Hamstertouren endeten damals am "Zitterbahnhof"

Ein Zeitzeuge blickt zurück: Mit der Brohltal- Eisenbahn verbindet Manfred Dahm viele Erinnerungen an seine Jugend



BROHLTAL. Manfred Dahm lebt heute in Bergisch- Gladbach. Aus seiner Jugend verbindet er allerdings viele Erinnerungen mit der Brohltalbahn. Bis heute ist seine Verbindung zu ihr nicht abgerissen. Er berichtet über seine Erlebnisse rund um den heutigen Vulkan- Express:

"Jubiläen sind Meilensteine im Laufe eines geschichtlichen Rückblicks. So auch ,100 Jahre Brohltal- Eisenbahn'. Wie verbunden mit dieser Region, den Menschen und der Wirtschaft klingt dieser Name, der das Leben zwischen Eifel und Rheintal entscheidend beflügelt und bis heute als ,Vulkan Express' seinen Stellenwert hat.

Meine Großeltern mütterlicherseits, Maria und Mathias Seul, hatten in ,Hof Buchholz' bei Weiler nahe der Kloster- Ruine einen landwirtschaftlichen Betrieb. Auch die Klosterkirche war im Familienbesitz, sie wurde später dem Förderverein übereignet. Ich war von Kindesbeinen an immer froh, wenn es hieß: ,Wir fahren zu den Großeltern', denn das bedeutete auch die Fahrt mit der Brohltal- Eisenbahn. Mindestens seit 1939 habe ich die Brohltal- Eisenbahn und ihre Entwicklung bewusst miterlebt.

Meine Ehefrau Christa und ich sind auch heute in jedem Jahr mehrere Tage Gast im Brohltal, wobei wir auf eine Fahrt mit dem Vulkan- Express nie verzichten. Während des Krieges waren die Fahrten zu den Großeltern auf der Strecke Köln- Brohl, aber auch auf der Strecke der Brohltal- Eisenbahn oft von Luftangriffen begleitet.

In der ersten Woche des Krieges 1939 wurden die längst vorbereiteten Lebensmittelkarten verteilt. Bald darauf erfolgte die Ausgabe der Kleiderkarten. Es wurden rationiert: Fleisch und Fleischwaren 700 Gramm je Woche, Butter 280 Gramm je Woche, Marmelade 110 Gramm je Woche, Graupen, Grütze, Grieß, Sago oder sonstige Nährmittel 150 Gramm je Woche, Kaffee oder Kaffee- Ersatzmittel (ein achtel Pfund) 63 Gramm je Woche, Milcherzeugnisse, Öle und Fette 60 Gramm je Tag, Milch 0,20 Liter je Tag. Es gaben geringe Erhöhungen der Rationen für Kinder unter sechs Jahren, für werdende und stillende Mütter, für Schwerst- und Schwerarbeiter, und es gab Lebensmittelkarten für Fronturlauber. Das reichte oft hinten und vorne nicht.

Mit Kriegsbeginn bis zur Währungsreform 1948 erhielt die Brohltal- Eisenbahn deshalb zusätzliche Passagiere, die so genannten Hamsterer. Sie kamen aus den Städten, um links und rechts der Schienen ihre Speisekammern wenigstens etwas zu füllen. Sie taten das, indem sie sich - oft schweren Herzens - von Teppichen, Bildern oder anderen Gegenständen trennten, um sie gegen Brot, Kartoffeln oder Fleisch einzutauschen. Für Geld war in dieser Zeit so gut wie nichts zu bekommen.

Mit dem in aller Regel kargen Ertrag an ertauschten oder erbettelten Lebensmitteln mussten die Hamsterer auf dem Rückweg ab Kriegsende durch die Zonengrenze in Remagen - französische Besatzungszone Rheinland- Pfalz/englische Besatzungszone Nordrhein- Westfalen. Remagen wurde zur damaligen Zeit von vielen ,Zitterbahnhof' genannt. Der Grund: Das französische Militär, aber besonders die deutschen Hilfspolizisten, in aller Regel nur Handlager der Besatzungsmächte, nahmen den Leuten oft das Gehamsterte wieder ab. Oft hielten sie die Hamsterer auch so lange fest, bis der Zug abgefahren war. Auf den nächsten Zug musste man lange Stunden warten. Somit endete die Hamstertour aus dem Kölner Raum in die Eifel oft mit leeren Händen. Dabei dauerte sie nicht selten über einen Tag und eine Nacht. Und das Tauschgut war auch weg. Für eine Generation, die es gewohnt ist, weltweit ohne spürbare Grenzen reisen zu können, wird es kaum vorstellbar sein, wie nach Kriegsende Deutschland in solch restriktiven Grenzen aufgeteilt war.

Meine Ehefrau und ich wünschen dem ,Vulkan- Express' und der IG Brohltal- Schmalspureisenbahn allzeit gute Fahrt, damit auch künftige Generationen an der Eisenbahnromantik Freude haben und mit Dampf durch die schöne Region fahren."



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