Die Existenz der Firma Metall-und Schweiß-Technik in Brohl steht auf wackeligen Füßen. Firmenchef Hans-Walter Huber und sein Bruder Joachim wissen zurzeit nicht, wie und ob es weitergeht. 30 Arbeitsplätze sind gefährdet. Dabei mangelt es nicht an Aufträgen. Wohl aber an Platz. Denn für die seit Jahren brach liegenden DB-Gleise, die Hubers als Rangier- und Lagerfläche nutzten, interessiert sich jetzt die Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs GmbH.
BROHL. „Wir haben Sie aufzufordern, die Flächen und Gleise vollständig zu räumen und in den ursprünglichen Zustand zu versetzen“, heißt es in einem Brief der Gleiseigentümerin DB Netz AG an die Firma Metall- und Schweiß-Technik (MST) in Brohl nach einer Ortsbegehung mit dem Eisenbahn-Bundesamt. Bis dahin hatte die seit 2001 am ehemaligen Güterbahnhof angesiedelte Firma MST die Gleise als Park- und Rangierfläche genutzt.
Aus Platzmangel sind den Metallbauern seit der Gleisfreilegung die Hände gebunden. Denn die tägliche Arbeit beinhaltet das Fertigen von großvolumigen Metallstücken und Rohren. „30 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Hier geht nichts mehr. Wir haben keinen Platz zum Rangieren, mussten größere Aufträge ablehnen. Auch die bereits zugesagten Ausbildungsplätze haben wir abgesagt, weil wir nicht wissen, wie und ob es weitergeht“, stöhnt Betriebseigentümer Hans-Walter Huber.
Die parallel zum Grundstück laufenden Bahngleise 5, 6 und 7 sind indes Eigentum der DB Netz AG. „Ja, wir haben eineinhalb Gleise aufgeschüttet, um dort unsere Fahrzeuge abzustellen und zu rangieren. Wir arbeiten teils mit Rohrleitungen bis 15 Meter Länge. Da brauchen wir Platz. Nach dem Zustand der Gleise sind wir davon ausgegangen, dass hier nichts mehr läuft, wollten die Gleise kaufen“, sagen die Hubers. Mehr als 350 000 Euro hat Firmenbetreiber Hans-Walter nach eigenen Angaben investiert. „Außerdem waren wir dabei, Hallen zu erneuern und zu renovieren. Aber jetzt haben wir alles gestoppt“, erklären er und sein Bruder Joachim weiter.
Auslöser für das Einschreiten der DB Netz AG war das Interesse, das die Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs GmbH beim Eisenbahn-Bundesamt bekundete. Für den dortigen Pressesprecher Mark Wille ist ganz klar: „Die Firma MST hatte keine Genehmigung, die Gleise umzubauen oder zu entwidmen. Und die DB Netz AG hat als Eigentümerin dafür zu sorgen, dass sich die Gleise im rechtmäßigen Zustand befinden“, so Wille. Zudem habe die Brohltalbahn als private Eisenbahngesellschaft den gesetzmäßigen Anspruch, die Gleise nutzen zu können. „Das Unternehmen hat widerrechtlich gehandelt“, erklärte Wille. Er verwehrt sich gegen eventuelle Vermutungen, dass der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn, Joachim Hillenbrandt, zugleich Mitarbeiter des Eisenbahn-Bundesamtes, mit dem Vorgang zu tun haben könnte. Einen eventuellen Zusammenhang wies auch Stefan Raab, Geschäftsführer der Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs GmbH und erklärte: „Die Leistungen auf den Gleisen der DB sind ein wichtiges Standbein für uns. Die Gleise 5, 6 und 7 könnten wir gut gebrauchen.“
Und das gleich aus zwei Gründen: Einerseits habe der Güterverkehr seit 2001 zugenommen und es werde manchmal eng. Schließlich transportiere man zwischen Hafen- und Umladebahnhof auf den Gleisanlagen der DB Güter in die große weite Welt, z.B. 12 000 Tonnen Schüttgüter, die auf DB-Gleisen von ihnen bewegt wurden.
Außerdem sei bereits Ende der 90er Jahre ein Brückenbauwerk im Süden des Brohler Bahnhofes angedacht worden - als Alternative für eventuell wegfallende sanierungsbedürftige Brücken. „Auch wenn das zurzeit nicht spruchreif ist, so wollen wir die Möglichkeit verteidigen“, erklärte Raab und betont, dass man gerne mit der Firma Huber nach Kompromisslösungen suche. An Lösungen interessiert sind auch Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach und die Brohler Ortsbürgermeisterin Christel Ripoll. Schließlich geht es sowohl um Arbeitsplätze, als auch um die Durchfahrt im Falle eines B 9-Hochwassers. Denn wenn auf der Bundesstraße kein Durchkommen mehr ist, kann man das Huber-Gelände ungehindert als Parallelstraße passieren. Zudem hat der Rat laut Ripoll eine Veränderungssperre für dieses Gebiet beschlossen, so dass bauliche Aktivitäten nur in Absprache mit der Gemeinde erfolgen können. Für Joachim Huber ist die Erklärung einfach: „Das alles nur, weil ein paar erwachsene Männer Eisenbahn spielen und von A nach B fahren wollen“.
Rike Bouvet
Die unrechtmäßige Nutzung der brach liegenden DB-Gleise durch die Firma Huber in Brohl sorgt für Diskussionen.
Bereits die Aussage von Joachim Huber spiegelt seine Naivität in Eisenbahnfragen wider: „Das alles nur, weil ein paar erwachsene Männer Eisenbahn spielen und von A nach B fahren wollen.“ Auch mit Polemik kann die Geschäftsführung der Firma MST nicht verdecken, dass man in Brohl widerrechtlich Bahngelände überbaut hat. Hat man sich eigentlich nie um eine Genehmigung bemüht? Wozu gibt es ein klar geregeltes Stilllegungsverfahren? Mit Recht moniert das Eisenbahn-Bundesamt, dass hier nicht entwidmetes Gelände Zweck entfremdet wurde und fordert die Wiederherstellung des früheren Zustands. Jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) kann Gleise von der DB Netz AG mieten, betreiben oder auch erwerben. Eine vom Brohler Gemeinderat beschlossene Veränderungssperre ist unwirksam, solange das Bahnareal nicht offiziell entwidmet wurde. Die Drohung, dass 30 Arbeitsplätze in Gefahr sind, gehört zum üblichen Säbelrasseln. Auch die Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebsgesellschaft expandiert. Seit 1987 wurde dort noch nie „Eisenbahn gespielt“, sondern ein seriöser Eisenbahnbetrieb auf die Beine gestellt. Der Personalbestand ist von drei Mitarbeitern in 1993 auf heute zehn Mitarbeiter gestiegen. Man befördert rund 70 000 Touristen mit dem Vulkan-Express, Containergüterzüge fahren 12 000 Tonnen Phonolith aus dem Tal ab, der Hafen meldet steigende Tonnagen im Gleisschotterbereich und in 2005 kam ein Ferngüterzug hinzu, mit dem 40 000 Tonnen Walzbarren transportiert werden. Mit Spotverkehren für renommierte Firmen erschließt man weitere Betätigungsfelder. Dazu benötigt man zusätzliche Rangiergleise. Diese stehen in Brohl zur Verfügung, wenn sie nicht wieder zugeschüttet werden. Die Feuchtigkeitseinwirkung auf die Holzschwellen dürfte den Zerfall der Bahnanlagen noch gefördert haben. Wieso die Hubers ihr widerrechtliches Handeln auch noch in der Presse publik machten, bleibt ein Rätsel.
Joachim Jakubowski, Remagen, Leiter des Mittelrheinischen Eisenbahn-Archivs
Die Diskussion um die brach liegenden DB-Gleise in Brohl geht weiter. Der Nutzer des Geländes, die Firma Huber, wehrt sich gegen in einem Leserbrief geäußerte Vorwürfe.
Es wird angedeutet, die Firma MST-Huber habe sich nicht um Genehmigungen bemüht. Tatsache ist, dass sowohl die Firma MST wie auch die Gemeinde Brohl-Lützing sich seit Jahren bemühen, das Gelände zu entwidmen. Solange aber die Brohltal-Schmalspur-Betriebs-GmbH einen Bedarf für die nicht genutzten Gleise 5, 6 und 7 anmeldet, kann das Entwidmungsverfahren Jahre dauern.
Des Weiteren wird auf den Vulkan-Express hingewiesen und auf 12 000 Tonnen Phonolith im Jahr. Der Betrieb des Vulkan-Expresses hat mit diesen DB-Gleisen nichts zu tun. (Ich fahre selbst mit dem Vulkan-Express.) Bleibt der Phonolith. Teilt man 12 000 durch 300 Arbeitstage, bleiben 40 Tonnen. Also zirka zwei Waggons, welche am Tag verladen werden. Und den Hafen in Brohl sehe ich meistens leer. Ein Vorwurf war, dass aufgrund der Zuschüttung die Gleise schneller zerfallen wären. Also bitte. Jeder, der die Örtlichkeit kennt, weiß, dass auf und zwischen den Gleisen dicke Bäume gestanden haben. Ganze Gleisabschnitte sind nicht mehr vorhanden. Außerdem hat die Firma MST-Huber nur circa 100 Meter, auf Gleis 6 und 7, verfüllt. Verrottet sind aber alle drei Gleise, auf einer Länge von mindestens 500 Metern. Interessierte sind zur Besichtigung gerne eingeladen. Die Firma MST braucht den Platz nicht nur, um ihre Aufträge zu erfüllen, nein, auch um die Umleitung, bei Hochwasser, über das Firmengelände gewähren zu können. Es wird hier nicht mit dem Säbel gerasselt. Ich habe Verständnis, dass man beim Eisenbahn-Archiv über das raue Klima in der freien Wirtschaft nicht gut informiert ist. Ich möchte aber anmerken, dass das Eisenbahnrecht nicht das Maß aller Dinge ist. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?
Joachim Huber, Burgbrohl
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